Dein ideales Reisefahrzeug
Hier geht es primär um Camper auf Basis eines Kastenwagens, aber ein Blick über den Tellerrand soll einmal aufzeigen, was es so alles gibt – vielleicht ist der Kastenwagen gar nicht Deine erste Wahl.
Geländewagen / 4×4





Für die letzten Winkel der Erde braucht man ein möglichst kleines, leichtes und geländegängiges Fahrzeug, kein 10-Tonnen-Expeditionsmobil, das schon am zugewucherten Waldweg scheitert. Mit Dachzelt bleibt das Fahrzeug niedrig, gekocht wird aber auch bei Mistwetter zwangsläufig draußen. Eine aufgesetzte Kabine bietet sehr viel mehr Raum und Komfort, kostet aber entsprechend mehr und baut enorm in der Höhe auf. Allrad-Minivans wie der Mitsubishi L300 4×4 (bekannt durch Herr Lehmanns Weltreise) kommen auch in erstaunlich abgelegene Ecken und bieten einen Mittelweg zu Dachzelt und Kabine. Alle drei Varianten sind ideal für Paare und Alleinreisende, die auf etwas Komfort verzichten können.
Normaler Pkw





Der Alltags-Pkw ist als Mini-Camper günstig, bietet für eine Person halbwegs Platz, ist je nach Fahrzeug kaum bis gar nicht als Camper zu erkennen (Stichwort Stealth Camper) und muss sich nicht um Wohnmobilverbote scheren. Hohe Fahrzeuge wie bspw. der VW Caddy bieten mehr Stauraum und ausreichend Platz, um auf dem Bett aufrecht zu sitzen. Komfort ist natürlich ein Fremdwort, vor allem bei Regenwetter.
Kleintransporter (z. B. VW-Bus)





Der große Bruder des Pkw bietet problemlos Platz für zwei und ausreichend Stauraum, je nach Layout sogar mit Küche im Inneren, sodass außer schlafen nicht alles draußen stattfinden muss. Je nach Fahrzeug kaum bis gar nicht als Camper zu erkennen oder vollausgestattetes Mini-Wohnmobil. Mit Aufstelldach entsteht Platz für bis zu vier Personen und trotzdem kommt man mit 2m Fahrzeughöhe in jede Tiefgarage und auf jeden Strandparkplatz mit Höhenbeschränkung, womit Wohnmobile ausgesperrt werden sollen. Mit Hochdach (meist aus GFK, glasfaserverstärkter Kunststoff) entsteht oben ein Bett mit deutlich besserem Klima in kalten Nächten, da man nicht nur von ein bisschen Stoff umgeben ist – in Tiefgaragen und Parkhäuser kommt man aber meist nicht mehr rein.
Kastenwagen


Für Selbstausbauer ist der Kastenwagen eine super Basis: Es gibt viele Größen (Länge und Höhe), reichlich Auswahl auf dem Fahrzeugmarkt zu günstigen Preisen, spezielles Zubehör, das an die rundliche Karosserie angepasst ist, und viele Inspirationen und Hilfestellungen im Internet. Auch sehr spannend sind ausgemusterte Fahrzeuge der Post o. Ä. mit Kabine: Gerade Wände, rechte Winkel und teilweise sogar schon gedämmte Wände erleichtern den Ausbau ungemein.
Teilintegrierte Wohnmobile






Die originale Stahlkarosserie hat viele Nachteile, daher bekommen die klassischen Wohnmobile, die man so kennt (gerne auch abwertend als „weiße Ware“ bezeichnet), heutzutage hinten eine GFK-Kabine spendiert mit Durchgang zum Fahrerhaus, das originalgetreu belassen wird. Ein Alkoven über dem Fahrerhaus bietet Platz für ein zusätzliches Bett, treibt aber auch den Spritverbrauch und die Fahrzeughöhe nach oben. GFK ist deutlich leichter als Stahl, die Kabine ist breiter als der originale Kastenwagen, gerade statt gebogene Wände bieten mehr Raum und, und, und – kurzum, es ergibt sich ein echtes Raumwunder bei akzeptablen Außenmaßen.
Vollintegrierte Wohnmobile




Beim Vollintegrierten ist die gesamte Karosserie aus GFK und das komplette Fahrerhaus ist in das Innere des Wohnmobils integriert. Der Zugewinn an Raum wird meist mit einer – meiner Meinung nach – hässlichen Optik erkauft. Die richtig großen Modelle nennen sich offiziell „Liner“, wobei ich Schlachtschiff passender finde.
Expeditionsmobil bis 7,5t


Fernreise-, Weltreise- oder Expeditionsmobile sind derzeit beliebt wie nie: geländegängig, krasse Optik, für heißes und kaltes Klima geeignet, sehr komfortabel ausgestattet und auf Autarkie hin optimiert. Bis 7,5t reicht der kleine Lkw-Führerschein (Klasse C1), die Fahrzeugmaße sind bis auf die Höhe sehr überschaubar und mit einem Iveco Daily oder Mercedes Sprinter als Basis fahren sie sich wie gewöhnliche Transporter. Die meisten Modelle sind auf zwei Personen ausgelegt, sodass das Platzangebot sehr großzügig ist.
Expeditionsmobil über 7,5t

Ausgewachsene Allrad-Lkw kommen durch kein italienisches Dörfchen mehr, rollen über die meisten Hindernisse dafür einfach hinweg – im Gegenzug beschädigen sie vor allem Sand- und lockere Schotterstraßen und hinterlassen so tiefe Furchen in Wiesen/weicher Erde/Matsch, dass Pkw und viele Transporter anschließend Probleme kriegen. Mit ca. 10t ist der große Lkw-Führerschein (Klasse C) nötig, dafür kann man bei Bedarf auch 500l Frischwasser mitnehmen und ist im Zweifel für mehrere Wochen autark. Der Spritverbrauch liegt schnell bei 30 Liter pro 100 km oder sogar mehr, viele schöne Plätze sind aufgrund der schieren Größe nicht erreichbar und Neufahrzeuge kosten gerne mal 400.000€. Gut erhaltene Lkw aus den 80ern und 90ern sind daher sehr beliebt bei Selbstausbauern, dafür aber richtige Dreckschleudern und in meinen Augen nicht zeitgemäß, um lediglich zwei Personen über die Seidenstraße zu begleiten. Mit einer älteren Fahrzeugbasis und nicht zu großen Wasser- und Dieseltanks lassen sich sogar 7,5t einhalten.
Ausgefallene und seltene Camper








Manche Fahrzeuge sind so individuell, dass sie außer Konkurrenz laufen.